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Die Pflanze des Monats Mai 2004:
Die Ambrosie

Noch vor kurzem war die Ambrosie in der Schweiz kaum ein Begriff. Schliesslich handelt es sich hier um eine Pflanze, die in den USA und in Kanada heimisch ist. Zwar gibt es in Europa einheimische Ambrosia-Arten, doch sind die Vorkommen sehr klein und verstreut. Das Beifussblättrige Traubenkraut, in Amerika «short ragweed» genannt, ist in Europa ein Neuankömmling. Es wurde unter anderem durch den Flug- und Schiffsverkehr, aber auch mit Saatgut und Getreide eingeschleppt. Heute existieren grössere Vorkommen in Südfrankreich, Ungarn, Österreich, der Slowakei, Tschechien und Polen.

Inzwischen hat sie die Ambrosie den Süden der Schweiz erreicht. Damit ist sie auch bei uns in die Schlagzeilen geraten. Denn Ambrosienpollen, die im späten Sommer in grossen Mengen vom Wind verbreitet werden, gelten als häufige Auslöser von Heuschnupfen und bewirken bei Allergikern heftige Reaktionen. Ragweedpollen können beim Allergiker Rhinitis (Fliessschnupfen), Konjunktivitis (Bindehautentzündung) und allergisches Asthma auslösen. Typisch für eine Ragweed-Allergie ist, dass häufig auch ausserhalb der Pollenflugzeit (August bis Oktober/November) allergische Symptome auftreten.

Aufgrund der botanischen Verwandtschaft werden Kreuzreaktionen mit anderen Arten der Korbblütler beschrieben. So sind für alle drei genannten Arten Kreuzreaktionen mit Kamille, Beifuss und der falschen Ambrosie nachgewiesen worden. Für Ambrosia artemisiifolia wurde zudem eine Kreuzreaktivität mit Apfel, Latex, Melone und Sellerie festgestellt. Die Kreuzreaktivität zwischen Pflanzen und Nahrungsmitteln bewirkt, dass die entsprechenden Pollenallergiker auch beim Verzehr der Nahrungsmittel allergisch reagieren können.

In den USA und in Kanada kennt man das Problem längst. Etwa 10 Prozent der US-Bevökerung sind gegen die Pollen der verschiedenen Ragweed-Arten sensibilisiert. In Wien ist der Anteil der Allergiker, die auf Ragweed reagieren, in fünf Jahren von 18 auf 37 Prozent gestiegen. Inzwischen wächst Ragweed auch schon in Südschweden und Norditalien, in Deutschland vermehrt er sich erfolgreich im gesamten Rheingebiet. Es ist davon auszugehen, dass er sich in ganz Europa ausbreiten und an klinischer Relevanz zunehmen wird. Dies ist u. a. auf die klimatischen Veränderungen zurückzuführen.

In Italien und den USA gibt es bereits radikale Bekämpfungsprogramme, die die Ausbreitung der Pflanze verhindern sollen. So gibt es in manchen Staaten der USA sogar Strafen für Gartenbesitzer, auf deren Grünflächen Ragweed gefunden wird. Der Siegeszug der Pflanze konnte dadurch aber bisher kaum gebremst werden. Problematisch ist die Bekämpfung vor allem auch, weil die Ambrosie eine ausgesprochen widerstandsfähige Pflanzen ist, die auf trockenen Böden von Feldern, Weiden und entlang Strassenrändern bestens gedeihen.

Allerdings ist die Pflanze nur in den Tieflagen bis maximal 400 Meter Seehöhe anzutreffen und benötigt reichlich Niederschläge im Sommer. Deshalb wächst sie nicht im Mittelmeerraum und in den Alpen.

 

  Was tun?

Weder Samen noch Pflanzen ausbreiten, in Gärten die Pflanzen entfernen, dabei Handschuhe tragen (Allergiker fernbleiben!). Ausreissen, bevor sich die Blüten öffnen! Beim Entfernen von blühenden Pflanzen als zusätzlichen Schutz Brille und Staubmaske tragen. Pflanzen verbrennen oder in die Kehrichtverbrennung geben, aber nicht kompostieren und auch nicht in die Grünabfuhr. Orte, an denen Vogelfutter ausgestreut wird regelmässig kontrollieren. (Ambrosia -Samen sind häufig in Vogelfuttermischungen enthalten.) Offenen Boden in der Umgebung von aufrechten Ambrosien durch Besiedlung mit einheimischen Pflanzen vermeiden. Bestände bitte der kantonalen Naturschutzbehörde melden. Bei grossen Beständen zusätzlich die Arbeitsgruppe zur Bekämpfung von Ambrosia in Genf benachrichten: Catherine.Lambelet@cjb.ville-ge.ch

 Allergien: Klimawandel begünstigt Pollen

Mehr dazu...

 Die aufrechte Ambrosie im Zeitraffer (Diese auch als PDF: GO!)

 

Ambrosia artemisiifolia L., (Familie Asteraceae, Korbblütler)
Synonyme: Ambrosia elatior L., Traubenkraut

Merkmale: Einjähriges Kraut, 20-90 cm hoch, mit Pfahlwurzel und aufrechten Stängeln, besonders oben abstehend zottig behaart. Blätter kurzhaarig, im Umriss dreieckig bis oval, fiederteilig, die grösseren Abschnitte nochmals fiederteilig oder gezähnt. Männliche Blütenköpfe 4-5 mm ∅ , am Ende der Zweige in einem ährenförmigem Blütenstand, mit gelblichen Staubblättern. Weibliche Blütenköpfe meist 1blütig, unter den männlichen angeordnet. Fruchthülle mit 5-7 kurzen Stacheln. Blütezeit Juli-Oktober.

Standorte: Trockene, nährstoffreiche, lockere, auch salzhaltige Böden. Gestörte Stellen mit offenem Boden, Schuttstellen, Rabatten, Wegränder, Gebüsch, Äcker des Tieflandes, der Hügelstufe und bis zu einer Höhe von 1000 m. Verbreitungskarte der Art wird später eingefügt.

Verbreitung: In der Schweiz zerstreut, aber nur in der Region Genf und Tessin häufig. In rascher Ausbreitung begriffen. Die Aufrechte Ambrosie ist in mehreren Ländern ein Problem, wie Kanada und Länder des Balkan sowie Osteuropas, aber auch in nächster Nähe in der Region von Lyon (Frankreich) und in der Poebene (Italien).

Gefahren für denMenschen: Die Pflanze verursacht heftige Allergien, besonders durch den Pollen aber auch bei Hautkontakt mit dem Blütenstand. In schweren Fällen kommt es zu Atemnot oder zu Asthmaanfällen. Die Allergenität der Ambrosiapollen ist stärker als die von Gräsern. Die spätere Blütezeit verlängert den Zeitraum, in dem Pollenallergiker leiden, um mindestens zwei Monate. Die Ausbreitung der aufrechten Ambrosie stellt ein ernst zu nehmendes gesundheitliches Risiko dar.

Landwirtschaft: Gefürchtetes Unkraut in einigen Kulturen wie z.B. Sonnenblumen, Futterüben, Saubohnen, Soja und auch in Brachen.

Natur: Starkes Ausbreitungspotential; eine einzelne Pflanze bildet ca. 3'000 Samen (bis zu 60'000), die im Boden bis zu 40 Jahre keimfähig bleiben können. Effiziente Ausbreitung durch den Wind.

 

 Systematische Einordnung:

Es handelt sich um ein Gattung mit etwa 20 Arten krautiger Pflanzen aus der Familie der Korbblütler – die Gattung Ambrosia in der Familie Compositae. Charakteristisch für diese Pflanzen sind kleine, grünliche Blüten, die sich an aufrechten, endständigen Fortsätzen befinden sowie dunkelgrüne lappige oder geteilte Blätter.

Die bekanntesten Ambrosien-Arten sind die Beifuss-Ambrosie, die eine Grösse von 1,5 Metern erreichen kann, sowie die Dreispaltige Ambrosie, die 3,6 Meter hoch wird.

Die Beifuss-Ambrosie wird als Ambrosia artemisiifoli und die Dreilappige Ambrosie als Ambrosia trifida klassifiziert.

 Weitere Informationen:

Quellen: Microsoft Encarta '99, «Mein schöner Garten», diverse Websites zum Thema (mit jeweiliger Verlinkung)

 

 Ergänzende Infos:

  Als Allergieauslöser spielen Ambrosia trifida (dreilappige Ambrosie), Ambrosia artemisiifolia (beifussblättrige Ambrosie) und Ambrosia psilostachya (ausdauernde Ambrosie) die grösste Rolle.

  Die Beifuss-Ambrosie stammt aus den Vereinigten Staaten und Kanada. Es gibt Quellen, die behaupten, dass sie nur in Regionen gedeihe, wo die Tageslichtdauer 14,5 Stunden nicht überschreitet. Doch die starke Ausbreitung der Ambrosie beweist, dass dem nicht so sein kann.

  Hauptblütezeit ist Mitte August bis September, der Höhepunkt der Saison tritt meist Anfang September auf.