Die Pflanze
des Monats Februar:
Die Christrose
Wenn sich ein Grossteil der Natur im Winterschlaf befindet, haben die Nieswurzen (Helleborus) ihren grossen Auftritt. Je nach Blütezeit werden sie auch Christrose (Helleborus niger) oder Lenzrose genannt. Christrosen blühen ab Dezember (sie heissen deshalb auch Weihnachtsrose oder Weihnachtsblume) bis in den Februar hinein. Die „Rose des Winters“ wird 25 bis 30 cm hoch und hat hübsche weisse Blüten. Bei manchen Sorten sind sie auch von einem Hauch Rosa überzogen. Je nach Sorte lockern die hellen Blüten schattige Ecken im Garten bis in den März hinein auf.
Im zeitigen Frühjahr gesellen sich die Lenzrosen (H.-Hybriden) dazu. Von Februar bis April begeistern sie durch ihre reiche Farbvielfalt. In allen Nuancen von Weiss über Rosa bis Rot erscheinen die Blüten, einige sind gepunktet oder haben farbige Blattadern. Neben den einfachen Blüten, die teilweise an Wildrosen erinnern, gibt es auch gefüllt blühende Sorten.
Beim Nieswurz handelt sich um eine kleine, in Eurasien verbreitete Gattung der Hahnenfussgewächse mit etwa 15 Arten. Eine in Mitteleuropa heimische Art ist die Grüne Nieswurz. Sie bildet bereits im späten Winter oder Anfang des Frühjahrs ihre gelben Blüten und wird manchmal auch in Gärten gepflanzt. Bekannter ist jedoch die Schwarze Nieswurz oder Christrose mit ihren grossen, weissen Blüten, die oft schon im Dezember blüht. Die kalkliebende Pflanze wächst bis in Höhen um 1800 m und steht unter Naturschutz.
Der Wurzelstock mehrerer Nieswurzarten enthält verschiedene, teilweise stark giftige Alkaloide und andere Inhaltsstoffe, die auch medizinisch genutzt werden.
Nieswurzarten waren schon in der Antike bekannt und wurden von Hippokrates als abführendes- und harntreibendes Mittel verabreicht. Die Pflanzen galten auch als Mittel gegen Geisteskrankheiten. So soll der griechische Arzt Melampos drei Königstöchter mit Helleborus-Wurzeln vom Wahnsinn geheilt haben. Theophrast und Dioscurides schrieben ebenfalls über ihre Wirkungen.
Dioscurides empfiehlt sie bei Frauenleiden, Schwerhörigkeit und Hautkrankheiten. Er schreibt auch, dass das Ausgraben der Christrose nicht ungefährlich sei. Ein Adler, der einem dabei zusieht, wäre ein Anzeichen, dass man bald sterben würde. Ferner empfiehlt Dioscurides die Wurzel schnell auszugraben: "...denn sie beschwert das Haupt mit ihrem Dampf" und als Gegenmittel empfiehlt er: "sollen diejenigen, so die Christwurz ausgraben wollen zuvor Knoblauch essen und Wein trinken, denn also können sie dieselbige sicher und ohne Schaden graben."
Um 600 v. Chr. wurde die
Christrose gar als "chemische Waffe" im Kriegsfall eingesetzt: Der
antike Erzähler Pausinias berichtet, dass Helleborus-Wurzeln im Jahre 600
v. Chr. in einem Belagerungskrieg gegen die Stadt Kirrha eingesetzt wurden.
Der Belagerer Solon liess den kleinen Fluss, der die Anwohner der Stadt mit
Trinkwasser versorgte umleiten. Eine gewisse Zeit konnten sich die Bewohner
mit Regen- und Brunnenwasser aushelfen, bis ihnen dieses schliesslich ausging.
Nun liess Solon Helleborus-Wurzeln in den Fluss werfen und leitete das vergiftete
Wasser zurück in die Stadt. Die Anwohner wurden nach dem Genuss dieses
Wassers derart von Durchfällen geplagt, das es für Solon ein Leichtes
war die Stadt Kirrha zu erobern.
Auch in den Kräuterbüchern des Mittelalters wurde die Heilwirkung
der Nieswurzarten beschrieben.
Die Christrose war in alten
Zeiten auch Bestandteil der Hexensalben. Sie galt als Mittel zur Erhaltung der
ewigen Jugend. Zu Pulver verarbeitet, auf den Boden gestreut, sollte sie gar
unsichtbar machen! "Das soll ein nützlich Purgation sein, eine Reinigung
des Leibes von aller böser, schädlicher Überflüssigkeit"
schrien die Marktschreier von damals auf den Jahrmärkten, die sie als sogenannte
Wunderdroge anboten. Die Nieswurz wurde im Altertum gegen Geisteskrankheiten
(helleborio = verrückt) angewendet. Mit der Nieswurz putzte man sich -
allerdings des Giftes wegen nicht ganz ungefährlich - die Nase frei und
meinte, damit böse Geister und Krankheiten auszuniesen.
Die pulverisierten Rhizome der Christrose sind heute noch Bestandteile von Schnupftabaksorten
und Niespulvern. Nach einem Aberglauben des Mittelalters sucht die Kröte
(Bufo) unter der Christrose nicht nur Schutz, sondern bezieht durch Zauberkraft
aus ihr das Gift. Kurioserweise besitzen die Wirkstoffe Bufotailidin aus dieser
Kröte sowie Hellebrigenin aus der Christrose tatsächlich dieselbe
chemische Struktur.
Auf dem Land galt die Christrose früher als Orakelblume. Man stellte in der Weihnachtsnacht zwölf Blütenknospen der Christrose ins Wasser. Jede Knospe bedeutet einen Monat, und man liest das Wetter des kommenden Jahres an der Art und Weise ab, wie sich die Knospen öffnen. Die geschlossenen Knospen bedeuten schlechtes Wetter, die offenen gutes.
Typische Merkmale
Ausdauernde, 20-30 cm hohe
Pflanze.
Blätter dunkelgrün, grundständig, langgestielt, lederig, 4-9
teilig.
Blüten weiss oder rötlich, einzeln, endständig an dickem, aufrechten
Blütenstiel hängend.
Blütezeit (Dezember) bis Februar / April
Früchte vielsamige Balgfrüchte.
Die Pflanze wächst im südlichen Mitteleuropa, in Südeuropa sowie in den südlichen und östlichen Kalkalpen, in Wäldern und Gebüschen. Vielfach als Garten-Zierpflanze.
Helleborus stehen gern im Halbschatten von Bäumen. Im Winter geniessen sie dort die zarten Sonnenstrahlen, während sie im Sommer vor zu grosser Hitze geschützt sind. Pflanzzeit für Christrosen und Lenzrosen ist das zeitige Frühjahr, wenn der Boden nicht mehr gefroren ist. Sie lieben einen nährstoffreichen und kalkhaltigen Standort. An solch einem Ort können sie viele Jahre ausharren und breiten sich zu grossen Pflanzengruppen aus. Helleborus mögen es aber gar nicht, wenn sie in ihrer Ruhe gestört und verpflanzt werden. Nach solch einem Eingriff dauert es oft zwei Jahre, bis sie wieder blühen.
Pflege: unansehnliche Blätter nach der Blüte abschneiden.
Vermehrung: Aussaat, Teilung
Als Topfpflanze: Auf Dauer fühlen sich Christ- und Lenzrosen als Topfpflanzen nur wohl, wenn Sie ihnen ein grosses Gefäss bieten. Verwenden Sie hochwertige Kübelpflanzenerde, die Sie am besten mit lehmiger Gartenerde mischen. Nach der Blüte rückt man die Stauden in den lichten Schatten.
Frostverträglichkeit: Christrosen sind hart im Nehmen. Ihre Blüten überstehen selbst kräftige Fröste. Lenzrosen legen dagegen bei Spätfrösten einfach ihre Blütenstiele flach. Sobald die Temperaturen über null Grad steigen, richten sie sich unbeschadet wieder auf. In rauen Lagen und bei anhaltenden Spätfrösten können Sie die blühenden Pflanzen zum Schutz vorübergehend mit Vlies oder Tannenreisig abdecken. Bei Topfkultur müssen Sie die Wurzelballen vor dem Durchfrieren schützen. Packen Sie die Gefässe gut ein und stellen Sie sie geschützt auf. Nicht frosthart sind die kleinen Töpfchen mit Christrosen, die ab November angeboten werden. Sie sind im Gewächshaus angetrieben und im Gegensatz zu Freiland-Pflanzen sehr empfindlich.
Giftig durch Kardiotoxische Bufadienolide, aber auch Saponine, Ecdysone und Protoanemonin.
Die gesamte Pflanze ist giftig. Auch nach Lagerung oder Trocknung. Die grösste Konzentration der Wirkstoffe ist in der Wurzel und in den Samen gefunden worden.
Der Saft der Christrose ruft auf der Haut und der Schleimhaut eine starke Reizung mit Entzündungen und Blasenbildung hervor. Bei der Aufnahme über den Mund oder die Nase (Schnupftabak) kann es zu einer Magenentzündung mit Erbrechen, Durchfall und Magenschmerzen kommen. Schwindel, Ohrensausen, Sehstörungen, Lähmungserscheinungen, vermehrter Speichelfluss, Koliken und Krämpfe sind deutlichere Zeichen einer Vergiftung. Durch die Giftstoffe kann es zu Pulsverlangsamung, Herzrhythmusstörungen, weiten Pupillen, Erregung, Nierenstörungen bis zum Nierenversagen und Lähmungen entstehen. Der Tod tritt durch eine Atemlähmung ein. Drei reife Samenkapseln haben schon zu ernsten Vergiftungen geführt.
Massnahmen: Die sofortige Gabe von medizinischer Kohle ist sehr wichtig. Danach muss eine ständige Kontrolle der lebenswichtigen Funktionen durchgeführt, der Notruf abgesetzt und der Kontakt mit einer Giftinformationszentrale hergestellt werden.
Familie der Hahnenfussartigen mit etwa 58 Gattungen und 1 750 Arten. Die Familie enthält viele Zierpflanzen, darunter Adonisröschen, Waldrebe, Rittersporn, Anemone und Akelei. Die Pflanzen der namensgebenden Gattung Hahnenfuss besitzen glänzende, goldgelbe, schalenförmige Blüten und meist mehrfach zerteilte Blätter.
Systematische Einordnung
Systematische Einordnung:
Nieswurzarten bilden die Gattung Helleborus der Familie Ranunculaceae. Die Grüne
Nieswurz trägt den botanischen Namen Helleborus viridis, die Schwarze Nieswurz
oder Christrose heisst Helleborus niger.
Die Schwarze Nieswurz (Helleborus niger) wächst in humus- und kalkreichen
Bergwäldern. Diese Nieswurz ist sehr selten und schutzwürdig.
Helleborus niger L.: Namen: Christrose, Brandwurzel, Christblume, Feuerwurzel,
Frangenkraut, Gillwurz, Schneeblume, Schneerose, Schwarze Nieswurz, Weihnachtsrose,
Winterrose.
Ergänzungen
zur
Monatspflanze:
Die
Christrose ist geschützt!
Warnung:
Die Christrose
ist äusserst giftig und darf deshalb unter gar keinen Umständen angewendet
werden. Schon im 19. Jahrhundert kam es zu tödlichen Vergiftungen durch
die Verwendung der Christrose als Wurmmittel.
Die
Christrose findet in der Homöopathie Anwendung
bei Nierenentzündung, Harnvergiftung und Wassersucht. Man setzt sie auch
bei Herzschwäche mit Ödemen ein.
Allerdings
wird
die Pflanze wegen ihren hoch toxischen Bestandteilen heute kaum noch zu therapeutischen
Zwecken verwendet.