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Die Pflanze des Monats Juni: Pfingstrose

In unseren Gärten stehen, wie schon in den Bauerngärten früherer Zeit, nun die Pfingstrosen in voller Blüte. Von Weiss über Rosa und zartem Apricot bis in reines Rot reicht ihre Farbpalette. Den gefüllten, dichten Blüten entströmt ein zarter Duft.

Die gefüllten und ungefüllten Typen sind sehr unterschiedlich im Charakter. Erinnern die einen an dicke, quastige Wattebäusche, so meint man bei den anderen, es handle sich um feinstes chinesisches Porzellan. Die Auswahl ist gross, und für jeden Geschmack ist etwas zu finden. Es gibt auch verholzende Päonien (Paeonia suffruticosa), die neben Weiss und Rot wunderschöne Gelbtöne in ihrer Farbpalette haben. Doch bei den gefüllten Sorten bitte beachten, dass sie sich bei Regen zu Wassersammlern entwickeln und die Stiele das Gewicht nur schwer halten, alsbald nachgeben und die Blütenpracht nach unten hängt.

Die rübenartigen Wurzeln pflanzt man im Herbst und achtet darauf, dass die Augen nur dicht unter der Bodenoberfläche liegen. Ein paar Jahre braucht die schöne Staude, bis sie sich so richtig entwickelt und die typischen grossen Blüten bringt. Pfingstrosen (Paeonien) werden uralt – wenn man sie in Ruhe lässt, also nicht verpflanzt. In der Vase verlieren sie meist nach relativ kurzer Zeit ihre zahlreichen Blütenblätter.

Von der Pflanze selbst aber bekommt man weder im Garten noch in der Vase einen umfassenden Eindruck. Der ist deutlicher, wenn man sie in ihrer Heimat besucht, an den kalkigen Abhängen der Südalpen. Die Pflanze wächst wild in Südeuropa und in den Südalpen bis zu einer Höhe von 1700 m. Man findet sie am Gardasee, im Tessin und in Südtirol. Ein bezaubernder Anblick, wenn diese wilden Pfingstrosen noch auf Höhen über 1500 Meter inmitten von weissen Felsbrocken ihre Blüten entfalten! Dort, wo sonst nur kleine Blumen und Kräuter oder relativ holziges Gebüsch, fast schon kriechende Weiden und Koniferen wachsen, nehmen sich diese Büsche mit dem kräftigen, dunklen und tief eingeschnittenen Laub recht auffällig aus. Sie wachsen stramm empor und lockern sich doch auch schön auf. Ihre Knospen sind mit feinen Haaren besetzt, an denen Zuckersaft auskristallisiert, den die Ameisen sehr schätzen.

Denken Sie daran: Die Pfingstrose ist geschützt!

 Bestimmungsmerkmale:

Pfingstrosengewächse, auch Päoniengewächse geannt, gehört zur Familie der Blütenpflanzen mit 33 Arten, die alle zu nur einer Gattung (Pfingstrose bzw. Päonie) gehören. Die Familie ist in der nördlichen, gemässigten Zone verbreitet, besonders in Südeuropa und Ostasien (China).

Es handelt sich um krautige oder strauchige Pflanzen mit grossen Rhizomen. Die schalenförmigen Blüten der Pfingstrosen sind gross (sie erreichen einen Durchmesser von 12 cm) und auffällig und stehen einzeln an den Stielenden. Sie sind meist intensiv rot oder rosa, seltener weiss oder gelb gefärbt. Sie bestehen aus fünf Kelchblättern, fünf bis zehn Kronblättern, zahlreichen Staubblättern und zwei bis fünf freien Fruchtknoten. Aus den Blüten bilden sich Balgfrüchte mit zahlreichen schwarzen kugeligen, glänzenden Samen. Die gesamte Pflanze wird 50 - 100 cm hoch.

 Name:

Ihrer Blütezeit und ihrer Ähnlichkeit mit Rosenblüten wegen heisst sie Pfingstrose. Den Namen Paeonia erhielt die Pflanzengattung in Erinnerung an den Arzt Paion, der in der griechischen Sage den durch Herakles verwundeten Hades heilte. Der Artname officinalis verweist auf den Gebrauch der Pfingstrose als Arzneipflanze. Die Pfingstrose ist eine offizinelle Pflanze (Arzneipflanze), die in der Volksmedizin gegen Gicht, Rheuma und zum Schleimlösen bei Atemwegserkrankungen sowie in der Homöopathie u. a. gegen Hämorrhoiden verwendet wird.

 Geschichtliches:

Arten der Päonia-Gattung galten im Mittelmeerraum als magische Pflanzen. So wird in der griechischen Mythologie berichtet, dass Virbios, nachdem er erst durch das Pferd seines Vaters Theseus zu Tode gekommen war, durch Diana mit einer Päonie wieder zum Leben erweckt wurde.

Man glaubte auch, die Pflanzen könnten Krankheiten heilen, die durch den Einfluss des Mondes entstanden wären. So wurden die Päonien der Erdgöttin Hekate geweiht, die mit dem Mondmythos in Zusammenhang gebracht wurde.

Auch bei Dioscurides wird die Pfingstrose erwähnt. Er empfiehlt sie bei Frauenleiden und bei Blasen- und Nierenschmerzen.

Tabernaemontanus schreibt ebenfalls ausführlich über die Heilkräfte der Pflanze und bemerkt ausserdem: "Solche Wurz auch am Hals getragen / vertreibt alle nächtliche Gespenst / so im Schlaff unruhig machen."
Man verwendete die Wurzel auch gegen Epilepsie.

 Pfingstrosen bevorzugen kräftigen Boden

In der ersten Septemberhälfte ist Pflanzzeit; denn die Wurzelbildung beginnt. Nur auf tonhaltigem Boden wartet man besser bis zum Frühjahr. Alte Stauden, die in der Blüte stark nachgelassen haben, gräbt man aus, schneidet sie zurück und teilt die Wurzelbüschel mit dem Spaten. Jede Teilpflanze braucht mindestens zwei Triebaugen und einzelne Wurzeln.

Etwas lehmiger, tiefgelockerter, nährstoffreicher, schwachsaurer Boden in sonniger Lage sagt der Pfingstrose am meisten zu. Die Pflanzstellen sind mindestens 50 cm tief zu lockern, wobei die Unterschicht unten bleibt. Sandboden braucht Lehmzuschlag,
schwerer, nasser Boden Sandbeimischung, für die gesamte Tiefe. Die Oberschicht verbessert man ausserdem mit gesiebter Komposterde oder gut verrottetem Stallmist. Andernfalls ein Humusdünger auf kalkhaltigem Boden, auch feuchter Düngetorf.

Für Neupflanzungen wählt man Züchtungen der Chinesischen Pfingstrose (Paeonza-Lactiflora-Hybriden) mit gefüllten Blüten in Rot, Rosa oder Weiss. Diese Edelpäonien werden 70-90 cm hoch, ebenso breit und eignen sich wegen ihrer Schönheit und Langlebigkeit als Leitstauden. Hauptblütezeit Mai/Juni. Auf einem breiten Staudenbeet gehören sie in die Mitte oder etwas weiter zurück. Man pflanzt in rhythmischer Wiederholung einzeln oder in Tuffs mit einem Meter Abstand. Die starken Wurzeln kommen senkrecht in den Boden, Triebaugen 4 bis 5 cm unter die Erdoberfläche. Die Erde ist gut anzudrücken und anzugiessen.

Die wieder mehr gepflanzte Europäische Bauernpfingstrose (P. officinä-lis), besonders die dickgefüllte, tiefrote Sorte «Rubra Plena», wird nur 50 cm hoch, wünscht etwas Halbschatten, kalkhaltigen Boden und Gehölznähe. Pflanzweite 60 cm. Die Blüte beginnt zwei Wochen vor der Edelpäonie.

 Systematische Einordnung:

Pfingstrosengewächse bilden die Familie Paeoniaceae. Die Milchweisse Pfingstrose oder Staudenpfingstrose wird wissenschaftlich als Paeonia lactiflora bezeichnet, die Strauchpfingstrose als Paeonia suffruticosa, die Echte oder Bauernpfingstrose als Paeonia officinalis.


 
Die Pflanze enthält ätherisches Öl, Gerbstoff, Harz und Paeonin. Und Giftstoffe: unter anderem das Alkaloid Paeonin. Die Vergiftungssymptome sind Erbrechen, Magen- und Darmbeschwerden mit Durchfall und Koliken.


 Medizinische Wirkung: Die Gartenpfingstrose besitzt eine beruhigende und krampflösende Wirkung. Früher stellte man aus der Wurzel Zäpfchen her, die bei Anal- und Darm- krämpfen eingesetzt wurden. Die Pfingstrose wird deshalb in der Homöopathie bei Hämorrhoiden verwendet. Der Farbstoff der Pflanze wurde zum Färben von Hustensirupen verwendet. Des weiteren setzte man die Wurzel bei epileptischen Krämpfen ein.

Warnung: Nur unter ärztlicher Aufsicht verwenden. Blüten und Samen verursachen Magen- Darmentzündungen!

 Links:

Buchtipp: Phäonien. Pfingstrosen